Erdbeben-Grill

funktioniert auch bei hohem Seegang

Es war ein herrlicher Sommertag, bestes Wetter, blauer Himmel. 

Von der Revision der Heizungsanlage war ein defekter Druckausgleichsbehälter übrig und es lag eine verbeulte 14"-Stahlfelge von meinem Renault Clio am Hof.

 

 

Der Ausgleichsbehälter (ursprünglich war er rot lackiert) wurde interessehalber mit der Flex halbiert, nur um zu sehen wie er wohl von innen aussehen würde. Außer schmutzigem Wasser kam nur wenig Interessantes zum Vorschein. Spannend wurde es als ich feststellte, dass die Felge sehr gut in eine Hälfte des Druckausgleichbehälters passte.

 

Kurzerhand wurde im Ausgleichsbehälter ein Test-Feuer entzündet, das jedoch nur mäßig gut brannte. Aufgrund der geschlossenen Schale bekam das Feuer von unten her keine Luft. 

 

In Kombination mit der löchrigen Stahlfelge ließe sich dieses Problem beheben. Von der Stahlfelge musste eine Wandung abgetrennt und die gesamte Felge "schwebend" in der Halbschale des Druckausgleichbehälters gelagert werden, damit das Feuer ordentlich brennen würde. Gesagt, getan.

 

Nun hatte ich einen Feuertopf (die Felge, hängend im halben Druckausgleichbehälter), bei dem die Flamme genügend Sauerstoff bekam und keine Asche oder Glutmaterial herausfallen konnte. Optimal um inmitten trockenen Waldes bei Waldbranntstufe IV oder auf der frisch geputzten Veranda ein Lagerfeuer zu entfachen. 

 

Innerhalb der nächsten Wochen hatte sich das Gebilde aus verrosteten Stahl als favorisierter Lagerfeuertopf etabliert. Alsbald kam die Idee auf, die Lagerfeuerschale in einen vollwertigen Grill zu verwandeln. Es sollte ein ganz spezieller, einmaliger Grill werden.

Die in der Felge vorhandenen Löcher waren für ein Lagerfeuer perfekt geeignet, aber zum Grillen zu grob. Die Holzkohle würde einfach hindurchfallen. Ich zerstückelte sehr große Nägel mit dem Bolzenschneider und verschweißte sie mit der Felge, um die Löcher zu vergittern. Das sollte das Herausfallen von Kohleglut verhindern.

 

Die Luftzufuhr zur Kohle kann sehr elegant geregelt werden, indem man den Spalt zwischen Felge und Schale variiert. Die Alternative wäre eine regelbare Öffnung in die Halbschale des Druckausgleichbehälters einzubringen. Dadurch wäre aber der große Vorteil, dass weder Asche noch Glut nach unten herausfallen kann, verspielt.

 

Damit die Felge stufenweise höhenverstellt werden konnte, um so die Luftzufuhr präzise zu regeln, bastelte ich aus den Zinken einer alten Mistgabel zwei "Geweihe" und verschweißte diese mit dem oberen Rand des Druckausgleichbehälters. In 4 verschiedenen Höhen kann die Felge nun in diesen Abzweigen eingehängt werden. Die oberste Gabelung der Geweihe ist zu schmal für die Felge. Hier findet ein Bratenspieß seinen Platz, um Hähnchen- oder Rippenfleisch über der Grillglut oder dem lodernden Holzfeuer zu braten.

Wie auf den Fotos zu erkennen, hat alles perfekt zusammengepasst. Seit dem ist er einer der meist genutzten Grills in meinen Arsenal. Aufgrund der tollen Optik, der enormen Robustheit und seiner vielseitigen Verwendbarkeit.

Warum der Name "Erdbeben-Grill"?

Konstruktiv bedingt liegt die Felge an 2 Stellen auf der Feuerschale auf. Dadurch ist die Kohleschale schwenkbar gelagert. Sie steht aufgrund des niedrigen Schwerpunktes und dank der Schwerkraft (in einer Ebene) immer exakt waagerecht. Das Grillgut bleibt an Ort und Stelle, selbst wenn der Grill seitlich schaukelt, geneigt wird oder an Hang steht.

 

Die Ascheschale steht auf drei Beinen. Damit ist sie wackelfrei, und zwar auch auf unebenen Untergründen. Außerdem ist sie nach unten geschlossen, so können auch flüssige Grillanzünder verwendet werden ohne dass ein Feuerrisiko besteht.

 

Bei einem wirklichen Erdbenen wird es wahrscheinlich keine Rolle spielen wenn ein Würstchen vom Grill rollt. Aber an einem Hang oder bei grob unebenen Untergrund spielt dieser Grill seinen einzigartigen Vorteil seiner kardanischen Lagerung voll aus. Hierdurch ist er beispielsweise auch als Bootsgrill geeignet. Es fällt niemals Kohle, Asche oder Glut heraus (um das geölte Teakholzdeck zu ruinieren). Korrekt ausgerichtet würde das Grillgut selbst bei starkem seitlichen Rollen des Bootes nicht aus der Ruhe gebracht werden. To be tested.